Schlachthof Sorry, aber TINA

Ein Kommentar von David Klanke

Deutschland, Ende Juli 2020, es wird darüber diskutiert, wie skandalös die Arbeitsbedingungen für die Menschen in den ausgegliederten Betrieben der Fleischindustrie gerade bei großen Playern wie Tönnies sind. Grüne und SPD Politiker/innen weinen im deutschen Talk TV „Krokodilstränen“, nachdem sie es ermöglicht haben, die Menschen im großen Stil auszubeuten, als wäre nie etwas gewesen und bringen damit das Schrödersche „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?“ auf ein neues Format. Bundesweit flimmern die Bilder des Tönnies Schlachthofes in Gütersloh über die Bildschirme, die zeigen, dass den Schweine-Paten nicht mal ansatzweise Arbeitsrecht interessierte. Nach 17 Jahren später und nachdem seit vielen Jahren der Missbrauch der Werkverträge bekannt ist, kommt der Arbeitsminister auf die glorreiche Idee, endlich das ganze zu verbieten. Immerhin. Die SPD scheint bundesweit zu erkennen, welchen arbeitsrechtlichen Mist sie (nicht nur bei Schweinen und Hühnern) angerichtet hat. 

Bamberg, Anfang September 2020, die Stadt Bamberg will entgegen des allgemeinen Diskurses den kommunalen Schlachthof ausgliedern, um die Mitarbeiter arbeitsrechtlich „flexibler“ einstellen zu können, sprich ein klassisches Arbeitsverhältnis weiterhin umgehen zu können. „Der städtische Schlachtbetrieb müsste für diese Arbeiten künftig selbst Leute einstellen. Kompliziert.“ (Fränkischer Tag, 09.09.2020). Stimmt. Jemanden direkt einzustellen, wo kämen wir denn dahin? Voll siebziger! Der „Gesamtbetriebsrat“ beeilt sich zu versichern, dass hier auch wirklich keine Mitbestimmungsrechte möglich sind. Wäre ja auch noch schöner, wenn ein Bamberger/eine Bambergerin mal auf die Idee käme, sich zu wehren. Also gut, dass sich die Bamberger SPD vehement gegen den Bundestrend wehrt und die arbeitsrechtliche Ausbeutung nicht in Frage stellt. Gestern hat jemand dazu bei Facebook folgende Sätze geschrieben, die ich sehr passend finde: „Ich glaube, die thatcheristische Ideologie ist im Denken des westlichen Polit-Establishments mittlerweile zu einem solchen Dogma geworden, dass die EU-Regierungen bei einer Alieninvasion konstatieren würden „Die gesamte Industrie unter staatliche Kontrolle zu nehmen, um koordiniert die Superwaffe zu konstruieren, die uns allein retten kann, würde einen inakzeptablen Eingriff in die unternehmerische Freiheit darstellen. Deswegen müssen wir leider alle sterben. Sorry, aber TINA.“

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